Der Wiedehopf – wieder Brutvogel in Neuffen Landkreis Esslingen.

Wiedehopf mit Futter Foto NABU B. Etspüler
Wiedehopf mit Futter Foto NABU B. Etspüler


 

Wolf und Luchs tauchen immer wieder in Baden-Württemberg auf und zeigen publikumswirksam, dass die Natur, sofern man sie denn gewähren lässt, eine große Dynamik hat. Zwar verschwinden in unserer dicht besiedelten Landschaft immer mehr Arten, aber einige sind offensichtlich gewillt, auch wieder zurück zu kommen. Und hierzu gehört der Wiedehopf. Die Rückkehr dieser beeindruckenden Vogelart als Brutvogel in den Landkreis Esslingen ist eine kleine vogelkundliche Sensation!

 

In den 1950er Jahren war der Wiedehopf regelmäßiger Brutvogel im damaligen Landkreis Nürtingen. So brüteten in den 1960er Jahren allein um Kirchheim/Teck 15 Paare. Auch in zahlreichen anderen Orten wurden Wiedehopfpaare festgestellt. Leider wissen wir nicht allzu viel über die Gründe für das Verschwinden der Art spätestens in den 1970er Jahren in unserem Gebiet. In den Folgejahren wurden nur noch einzelne Vögel während der Zugzeit gesichtet.

 

In Baden-Württemberg brütete der Wiedehopf ab den 1990er Jahren regelmäßig nur am Kaiserstuhl und im Freiburger Raum.

 

Der Wiedehopf lebt in offenen Landschaften mit einem mehr oder weniger lockeren Baumbestand. Gibt es in diesem noch eine nicht zu intensive Beweidung sind die Lebensgrundlagen perfekt. Deshalb befanden sich die ehemaligen Brutplätze in unserem Gebiet hauptsächlich in Streuobstwiesen. Diese entsprechen diesen Anforderungen. Am Kaiserstuhl besiedelt der Wiedehopf Weinberge, ernährt sich dort aber hauptsächlich auf Brachflächen oder an Weinbergmauern mit großem Insektenvorkommen. Die Motivation der Besiedlung ist dabei sicherlich nicht der Weinanbau sondern das hohe Insektenvorkommen in klimatisch begünstigten Gebieten.

 

Im Jahr 2015 startete das Biosphärengebiet Schwäbische Alb mit dem Landkreis Esslingen sowie Naturschutz-, Obst- und Gartenbauvereinen eine Initiative zur Wiederansiedlung des Wiedehopfes im Landkreis Esslingen. Auf Grund der Erfahrungen im Freiburger Raum wurden in Streuobst- und Weinbaugebieten in der Biosphärenregion Nistkästen für den Wiedehopf angebracht, mit der Hoffnung, dass diese eine Wiederbesiedlung begünstigen würde. Diese Nistkästen weisen für die potentielle Brut sehr günstige klimatische Bedingungen auf und bieten einen großen Schutz vor Feinden.

 

Zunächst hat sich der Wiedehopf für eine Streuobstwiese entschieden.

2016 wurde in Kohlberg um den Jusi wochenlang ein Wiedehopf beobachtet. Die vermutete Brut konnte nicht bestätigt werden.  Anders im Jahr 2017!

Bei einer Veranstaltung des NABU Neuffen Beuren (Beobachtung der Ankunft der Sommervögel) fielen die hup hup hup Rufe eines Wiedehopfes auf. Die Teilnehmer vermuteten einen Durchzügler. Wir sahen den Wiedehopf danach immer mal wieder fliegen, aber nicht mehr rufen. Das ließ uns hoffen. Wiedehopfe rufen nämlich nicht mehr, wenn sie ein Weibchen gefunden haben. Die tagelange Nachsuche eines Mitglieds brachte die Gewissheit, dass der Wiedehopf tatsächlich zum ersten Mal nach zig Jahren sich die Biosphärenstadt Neuffen zum Brüten ausgesucht hatte. Es wurden vorsichtshalber nur 3 Personen eingeweiht, die Beobachtung aus sicherer Entfernung durchgeführt und mit dem Teleobjektiv dokumentiert. So brachte das Paar 3 Jungvögel erfolgreich zum Ausfliegen. Als Nistplatz wurde ein alter Apfelbaum mitten in den Streuobstwiesen gewählt. Hier fühlte sich das Paar wohl; viele Arten von Obstbäumen aller Altersklassen, unterschiedlich stark genutzte Wiesen, eine kleine Schafherde, kurz gesagt eine extensiv genutzte Landschaft war ausschlaggebend für die erste Wiederbesiedlung.

 

Wie geht es weiter?

 

Die Zukunft wird zeigen, ob dies eine einmalige Besiedlung war oder ob sich dieser bemerkenswerte Vogel wieder in unserem Lebensraum behaupten kann. Auch ein zweites Paar Wiedehopfe wurde im Juni 2017 in Neuffen gesichtet, allerdings konnte hier kein Brutnachweis erbracht werden.

 

Eine nachhaltige Förderung des Streuobstbestandes ist nötiger denn je. Nistkästen sind gut, ohne ausreichendes Nahrungsangebot jedoch wirkungslos. Auch die Weingärtnergenossenschaft Neuffen hat mit  dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb erste Schritte zur Verbesserungen für den Lebensraum des Wiedehopfs in den Weinbergen eingeleitet. 

Die Kommunen, die Teil des Streuobstparadieses Albtrauf sind, haben die einmalige Chance durch die umfassende Verbesserung seiner Lebensbedingungen den Wiedehopf wieder dauerhaft anzusiedeln. Ein Nutzen für die Natur und den sanften Tourismus.

 

Ein „Aktionsbündnis Wiedehopf“ im Biosphärengebiet wäre förderlich. Erstes Ziel muss der Erhalt (s)eines intakten Lebensraumes sein, mit der Bewahrung beziehungsweise der Verbesserung seiner Lebensgrundlagen. Andere Schritte könnten die Vermarktung der regionalen Produkte mit dem Logo „Wiedehopf“ und sanfter Tourismus sein.

 

 

Kommen sie mit dem NABU raus in die Natur. Wir würden uns freuen, wenn sie unsere diesbezüglichen Veranstaltungen besuchen. Gerne dürfen sie auch Mitglied in unserem Ortsverband werden und so unsere Arbeit für die Natur unterstützen.

 

 


Die Wasseramsel und Gebirgsstelze an Steinach und Beurenbach. 30 Jahre Artenschutz des NABU Neuffen-Beuren

Wasseramsel in der Steinach Foto NABU B. Etspüler
Wasseramsel in der Steinach Foto NABU B. Etspüler

 

Niedrigwasser, Hochwasser, Wasserverschmutzungen, Müll, Eingriffe in Fließgewässer sowie fehlende Brutmöglichkeiten gefährden den Nahrungslebensraum der Wasseramsel.

Den größten Teil des Jahres hält sich die Wasseramsel in ihrem Brutrevier auf und beginnt schon Mitte Februar mit dem Nestbau.

Ihre Nahrung sind Köcherfliegenlarven, Steinfliegen etc,. die sie in der Steinach und im Beurenbach findet.

Nisthilfen unter Brücken bieten Schutz vor Ratten, Mardern und anderen Feinden, sind aber auch Schutz vor immer häufigerem starkem Hochwasser.

Seit 2018 kommt es aber immer wieder zu weniger Zweitbruten. Grund sind die aktuell immer längeren Trockenperioden, die zu Niedrigwasser führen und dadurch die Nahrungsgrundlage der Wasseramsel einschränken.

Am Beurenbach und an der Steinach gibt es aktuell nur noch 2 Wasseramsel Brutpaare.

Claus Gneiting und Rolf Frey, vom NABU Neuffen Beuren, haben jetzt 5 weitere Nisthilfen unter den Brücken angebracht, um die Brutmöglichkeiten für diesen heimischen Singvogel zu erhöhen.

Stabile Wasserverhältnisse, sauberes Wasser und sichere Brutmöglichkeiten sind die Voraussetzungen, um die Wasseramselpopulation an Steinach und Beurenbach zu stabilisieren.

Wer Interesse am Artenschutz hat und den NABU dabei unterstützen möchte, einfach Kontakt mit dem NABU aufnehmen 


Halsbandschnäpper, 35 Jahre Artenschutzprojekt des NABU Neuffen Beuren


Altvögel mit Futter Fotos NABU B. Etspüler
Altvögel mit Futter Fotos NABU B. Etspüler

Der  Halsbandschnäpper zurück aus  Afrika in Neuffen.

 

In der Nistkastenpopulation des NABU Neuffen Beuren brüten zur Zeit 18 Brutpaare des Halsbandschnäppers.

 

Der Halsbandschnäpper ist von der  zweiten Märzhälfte bis Anfang Oktober bei uns. Sein Lebensraum sind vor allem die Streuobstgebiete des Albvorland. Er kann bis zu 7Jahre alt werden und kommt jährlich in sein Brutgebiet zurück. Der älteste unserer Population war 4 Jahre.

  

Er gehört zu den Transsaharazieher mit Winterquartier in West- Afrika und in Südost- Afrika.

 

Nordwürttemberg ist eines seiner Hauptverbreitungsgebiete in Westeuropa, auch deshalb tragen wir eine besondere Verantwortung für diese Vogelart und seinen Lebensraum.

 

Die Auswirkung von Klima- und  Landschaftsveränderungen im Brutgebiet sowie im Winterquartier und  auf den Zugwegen sind entscheidend für die Zukunft dieser und anderer Vogelarten.

Am Beispiel des Halsbandschnäppers wird deutlich, wie wichtig ein globales Umweltschutzdenken und die daraus resultierenden Maßnahmen sind. Wenn der Halsbandschnäpper auch nur wenige Wochen des Jahres bei uns verbringt - unsere Kulturlandschaft Streuobstwiese wäre um ein Juwel ärmer, sollte er eines Tages für immer von hier verschwinden.

 

Prognose:

Der festgestellte Rückgang der Brutbestände dürfte weiter anhalten, auch durch den Verlust seines Lebensraumes bei uns, die Streuobstwiesen. 

Aktuell in Beuren durch die Überbauung von ca. 5  Hektar Streuobstwiesen zugunsten der Ausweisung eines neuen Baugebietes (Hagnach/Brühl). Hier verlieren gleich 3 Brutpaare ihre Reviere/Lebensräume. Durch die geplanten Ausgleichs- u. Ersatzmaßnahmen wird dieser Verlust nur theoretisch ausgeglichen.

 

Rechtlicher Status: Schutzkategorien streng geschützt, besonders geschützt; EG-Vogelschutzrichtlinien Artikel 4 (1); Bonner Konvention II ; Berner Konvention II.

 

Gefährdungsstatus : Kategorie 2 stark gefährdet.    


Schleiereulen in Neuffen und Beuren. Seit 2007 brüten keine Schleiereulen mehr in Neuffen und Beuren!

Junge Schleiereule Neuffen 2007 Foto NABU B.E.
Junge Schleiereule Neuffen 2007 Foto NABU B.E.